Aktiv werden gegen die Einsamkeit
Als in Großbritannien im Jahr 2018 ein Ministerium gegen Einsamkeit eingerichtet wurde, hielten es manche für einen britischen Spleen. Dabei ist Einsamkeit ein ernstes Thema, das zwar nicht ausschließlich, aber auch ältere Menschen betrifft. Etwa 8 % der 65- bis 74-Jährigen fühlen sich einsam. Bei den über 80-jährigen tritt das Einsamkeitserleben noch häufiger auf. Dieses Empfinden kann zu Beeinträchtigungen der Gesundheit führen. Depressionen können die Folge sein, aber auch Krankheiten wie koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Bluthochdruck.
Gründe für Einsamkeit
Einsamkeit ist keine Alterserscheinung – erst im hohen Alter berichten Menschen häufiger davon, dass sie
sich einsam fühlen. Die Ursachen dafür können der Verlust des Lebenspartners oder enger Freunde sein, aber
auch andere schwierige persönliche Situationen, wie körperliche oder seelische Erkrankungen. Dann kann es
passieren, dass man sich selbst im eigenen Zuhause unwohl fühlt, wenn die Bewältigung des Alltags
schwerfällt. Jüngere können sich durchaus auch einsam fühlen. Laut einer Studie der University of Pittsburgh
kann die verstärkte Nutzung von Social-Media-Kanälen eine Ursache dafür sein, dass ein gesteigertes
Einsamkeitsgefühl empfunden wird. Denn wer mehr Zeit in sozialen Medien verbringt, hat weniger Zeit für
direkte Kommunikation. Die oft vorhandene Beschränkung der geteilten Inhalte auf schöne Bilder und
Erlebnisse sind kein Alltag und können ein Gefühl
des Ausgeschlossen-Seins erzeugen, so eine Schlussfolgerung: Während die Freunde bzw.
Internetbekanntschaften am Strand den Sonnenuntergang beobachten, auf einer Hochzeit eingeladen sind oder
ein leckeres Essen in
einem tollen Restaurant genießen, ist man selbst mit der täglichen Routine beschäftigt – und sieht den
anderen bei ihrem schönen Leben zu. Einsam können sich nämlich auch Menschen fühlen, die von außen
betrachtet viele Freunde
oder zumindest Bekannte haben, während sich auch objektiv sozial isoliert lebende Menschen nicht unbedingt
einsam fühlen müssen. Manchen Menschen genügt es, eine oder zwei intensive Freundschaften zu pflegen, um
sich nicht einsam zu fühlen.
Ich bin einsam – Was kann man tun, um sich nicht einsam zu fühlen?
Einsamkeit verstärkt sich selber und kann sogar ansteckend sein. Deshalb kann es eine Hilfe sein, trotzdem etwas zu unternehmen, auch wenn es eigentlich „keinen Sinn macht“ und man glaubt, sowieso keine Freude daran empfinden zu können.
Hilfen zur Kommunikation verwenden
Marshall McLuhan (1911 – 1980), einer der ersten Theoretiker der modernen Massenmedien, hat Medien wie Bücher und das Radio, Briefe und Telefon als Erweiterungen der menschlichen Sinne angesehen. Genauso wie Mobilitätshilfen die Bewegungsfreiheit des Menschen selbst erweitern können, so können elektronische Kommunikationshilfen die Möglichkeiten der Kommunikation verbessern. Viele haben in den Zeiten der Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie bereits die Erfahrung gemacht, das Videotelefonie und Chats zumindest ein wenig darüber hinwegtrösten können, dass man sich nicht persönlich sehen kann. Probieren Sie es aus – es kann erstaunlich einfach sein.
Den Radius erweitern
Eine eingeschränkte Mobilität kann zu weniger Kontakten im Alltag und damit zu einem intensiveren
Einsamkeitsempfinden führen. Wer Schwierigkeiten mit den gewohnten Wegen hat, kommt einfach weniger oft aus
der Wohnung. Menschen, die sich entschließen, einen Rollator zu benutzen, empfinden dies trotz anfänglicher
Bedenken oft nach kurzer Zeit als sehr
befreiend. Sie
können wieder mehr am Leben teilnehmen, sind eingebundener und es fällt leichter, mit Freunden und Bekannten
in Kontakt zu bleiben.
Sich selbst etwas Wert sein
Sich selbst etwas Gutes tun und beginnen, das Leben trotz seiner Höhen und Tiefen wieder zu genießen, kann zu einer positiveren Einstellung beim Umgang mit anderen führen. Dazu gehört auch, dem Kontakt zu Freunden und Verwandten mehr Beachtung zu schenken und Kommunikation nicht ausschließlich nebenher zu betreiben. Also öfter mal den Telefonhörer in die Hand nehmen und direkt miteinander sprechen, anstatt über den Tag verteilt Textnachrichten zu schreiben.
Selber aktiv werden
Dann fällt es auch leichter, sich den Mitmenschen zuzuwenden, vielleicht zunächst mit kleinen
Alltagsbegegnungen. Beim Bäcker oder im Supermarkt – Gelegenheiten gibt es viele. Ein weiterer Schritt kann
sein, gezielt Kontakt zu einer Gruppe zu suchen. Sich mit Menschen treffen, die ähnliche Interessen haben,
macht es einfach,
ins Gespräch zu kommen. Doppelkopfrunde, Schachverein, Kochkurs oder Ehrenamt: Möglichkeiten gibt es viele!
Der Übergang ins Rentenalter ist mit vielen Veränderungen verbunden und manche fallen regelrecht in das
sogenannte Ruhestandsloch und wissen nichts mehr mit sich und ihrer Zeit anzufangen. Das gewohnte Umfeld und
die Tagesstruktur fallen weg, viele soziale Kontakte ebenso. Die eigene Rolle muss neu gefunden werden –
hier kann eine sinnstiftende Aufgabe wieder Zufriedenheit und Selbstwertgefühl geben!
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